HERRINGER BLICKFÄNGE - "Kirchen"

Die in allen sieben Stadtbezirken erfolgreich laufende Aktion „Blickfänge“ zur attraktiven Gestaltung von Versorgungskästen im öffentlichen Raum hat mit der Evangelischen Kirchengemeinde St.-Victor Herringen einen weiteren Initiator und Sponsor im Stadtbezirk Herringen gefunden. Der Versorgungskasten, den sich die Kirchengemeinde für die Verschönerung mit einem Blickfang ausgesucht hat, steht an exponierter Stelle am Herringer Markt unmittelbar vor der St.-Victor-Kirche.

 

 

Nicht von ungefähr haben die von der Kirchengemeinde ausgewählten Motive für diesen Blickfang einen religiösen Hintergrund. Im Fokus der gleich mehreren Motive, die diesen Blickfang ausmachen, steht der Blick auf die Wurzeln des Christentums im Judentum und die enge Verbundenheit zwischen diesen beiden Religionen. Wichtig war, ist und wird auch zukünftig der Dialog zwischen Christen und Juden sein. Die künstlerische Umsetzung des Blickfangs erfolgte durch den in Herringen lebenden Bürger Werner Krüper.

 

Die linke Seite des Blickfangs beginnt mit zwei Kurz-Biographien über Esther Kahn und Leo Künstlinger, eine Herringer Bürgerin und ein Herringer Bürger jüdischen Glaubens und Herkunft, die während der Nazi-Zeit in Herringen lebten. Rechts daneben steht eine Botschaft aus dem jüdischen Talmud, die der Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, Avichai Apel, auf Anfrage eigens für diesen Blickfang an den Pfarrer der Kirchengemeinde St Victor, Dietmar Schorstein, gesandt hat.

Die zentrale Aussage der Botschaft „Auf drei Dingen steht die Welt: Auf der Wahrheit, auf dem Recht und auf dem Frieden“ stammt aus der alten Tradition des Judentums und hat nicht nur für Juden, sondern auch für Christen bis heute Gültigkeit.

 

Unter der Botschaft ist eine Skizze der alten, 1868 errichteten Hammer Synagoge zu sehen. Diese wurde während der NS-Diktatur am 09. November 1938 geschändet und zum Jahreswechsel 1938/39 abgerissen. Die Farbe Blau in dem oberhalb des Synagogengiebels abgebildeten Dreieck repräsentiert das Judentum. Die Synagoge selbst ist - in Anlehnung an die zerstörte Hammer Synagoge - in der Mitte der Ansicht durchtrennt und in zwei Teile mit unterschiedlichen Bildern geteilt. Die linke Seite zeigt skizzenhaft die durchtrennte, zerstörte Architektur der Synagoge, die rechte Seite bildet den durchtrennten Davidstern ab. Die durchtrennte Synagoge, der durchtrennte Davidstern - beide Bilder stehen sinnbildlich für die Trauer um die Ermordung der Hammer Jüdinnen und Juden, um die während der nationalsozialistischen Diktatur untergegangene jüdische Gemeinde Hamm und um das geschändete und abgerissene jüdische Gotteshaus in unserer Stadt.

 

Das ausgewählte Motiv auf der rechten Seite zeigt folgende drei christliche Kirchengebäude in Herringen: die evangelische St.-Victor-Kirche, die Pfarrkirche Heilig Kreuz und die Kapelle St. Peter und Paul, die beiden römisch-katholischen Kirchengebäude. Die Gebäude sind auf dem Blickfang in der Reihenfolge von links nach rechts dargestellt. Im Hintergrund der Darstellungen befinden sich die Farben der Kirchenfahnen der beiden christlichen Kirchen - violett für die evangelische, gelb für die römisch-katholische. Unter den Kirchenabbildungen steht der nachfolgende Text aus dem Römerbrief des Neuen Testaments: „Du sollst wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich“.

  

Der neu gestaltete Versorgungskasten im Stadtbezirk Herringen wird im Beisein von Pfarrer Dietmar Schorstein und Pfarrerin Heike Park von der Evangelischen Kirchengemeinde St.-Victor Herringen sowie weiterer Vertreter der Kirchengemeinde, des Rabbiners der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, Avichai Apel, des Blickfang-Künstlers Werner Krüper, des Bezirksvorstehers Klaus Alewelt sowie der Vertreter des Stadtteilmarketings vorgestellt.