Backhaus Meermann, Lünener Str. 52
In früheren Zeiten hatte jedes Bauernhaus seinen eigenen Backofen, der in Verbindung mit einer Viehküche etwas abseits vom Hauptgebäude stand. Beim Kotten Meermann war der Backofen mit einem kleinen Vorraum neben dem Haus am Garten errichtet. Gebaut worden ist es im 19. Jahrhundert, und wie es damals oft üblich war, auch bei Neubauten, unter Verwendung von alten, gebrauchten Eichenbalken. Aus arbeitstechnischen und wirtschaftlichen Gründen hatte man mit dem Nachbarn eine Backgemeinschaft, indem man mit diesem abwechselnd backte. Meermann hatte die Gemeinschaft mit dem Nachbarn Sander. Um die Brote nicht zu verwechseln, kennzeichnete man sie. Meermanns Brote wurden mit dem Messer eingeritzt und die von Sander erhielten 6 eingedrückte Vertiefungen (Punkte). Nach dem Brotbacken kam der Platenkuchen hinein, der etwas weniger Hitze erforderte. War etwas Brot von der Vorwoche übrig geblieben, brach man es und trocknete es zu Knabbeln. Außer Brotbarken wurde im Herbst viel Obst darin gedörrt, um es für den Winter zu konservieren.
Das Reinigen (Ausschlagen) des Ofens geschah mit einem nassen Sack, der an einer Stange befestigt war. Die Temperatur zum Brotbacken musste natürlich passend sein. Oma Sander hatte eine besondere Eigenart, die Hitze zu prüfen. Sie nahm einen Strohwisch und steckte ihn in den Ofen. Wurde er schwarz, war die Temperatur zu hoch, blieb er hell, war die Hitze nicht stark genug. Nur bei einer gold-braunen Färbung des Strohwisches, die die richtige Hitze anzeigte, gab sie den Backofen frei.
Nach dem Krieg 1945 wurde die Beschaffung von Brennholz immer schwieriger und der gesamte Arbeitsaufwand war zu groß. Finanziell rentierte sich das Selbstbacken nicht mehr. Die meisten Bauern brachen deshalb ihre Backöfen ab.
Der Heimatverein Herringen wurde auf das Meermannsche Backhaus aufmerksam und erwarb es im Jahr 1989, damit die alte Tradition des Selbstbackens für die Nachwelt nicht verloren ging. Die Stadt Hamm übernahm dankenswerterweise das Abbrechen und Einlagern des alten Backhauses. Fast 10 Jahre lang wurde vergeblich nach einem neuen Standort gesucht. Heute hat sich eine glückliche Lösung mit dem Platz im Alten Bauhof gefunden